In diesem Artikel lasse ich Euch an meinen Studioshootings und Available Light Shootings teilhaben. Viel Spaß beim Lesen.
Der Originalartikel ist in der PhotoKlassik Ausgabe 01/2021 erschienen.
Das Interview hat Dragana Mimic geführt und den Text im Original verfasst.
Ich habe die analoge Fotografie erst 2019 wieder für mich entdeckt, nachdem ich jahrelang ausschließlich digital unterwegs war. Ich habe auf YouTube ein Video des Fotografen Vincent Peters gesehen, der bis heute analog fotografiert, und bin auf die Idee gekommen, meine alte Zenit wieder zu reaktivieren, Entwickelt habe ich den Film dann bei einem Freund. Und damit war es um mich geschehen. Das entschleunigte, bewusste Fotografieren hat mich fasziniert.
Das Kameraequipment
Im Kleinbildformat fotografiere ich mit einer Canon AE1 oder auch auch mit einer Praktica MTL5 mit verschiedenen Objektiven.
Im Mittelformat favorisiert ich die Pentacon SIX TL und seit Weihnachten wohnt auch eine Mamiya RB67Pro bei mir zu Hause. Portraits fotografiere ich im Mittelformat mit Brennweiten zwischen 50mm und 180mm. Wobei ich eher ein Freund der höheren Brennweiten bin.
Ich bin immer wieder von der Qualität der Mittelformat Aufnahmen begeistert. Mein Lieblingsobjektiv für Porträts ist an der Pentacon SIX das 120mm f/2.8. Die alten DDR- Objektive sind von Zeiss Jena gefertigt und haben eine unschlagbare Qualität. An der Mamiya RB67 habe ich das 180mm f3,5 als immer drauf. Es ist im Moment das einzige Objektiv das ich besitze. Unverzichtbar beim Fotografieren von Porträts ist für mich außerdem ein Belichtungsmesser.
Filme und Entwicklung
Zu meinen Lieblingsfilmen zählen der Ilford FP4 (ISO 125) und der Ilford HP5 (ISO 400). Mit einem Feinkornentwickler entwickelt, finde ich das Korn beider Filme sehr harmonisch. Ich verwende den Amaloco AM74 als Standardentwickler, der bis zum Verhältnis 1:19 eingesetzt werden kann und somit auch recht preiswert ist. Die Materialien beziehe ich in der Regel bei Nordfoto in Hamburg www.nordfoto.de.
Auch beim Fixierer bin ich beim Amaloco gelandet. Ich habe außerdem zwei Entwicklerdosen, jeweils eine für Kleinbild- und Rollfilme. Entwickelt wird in der Küche und getrocknet im Bad. Sehr hilfreich ist die App ‚Develop‘ auf dem Smartphone, in die einzelne Schritte der Entwicklung hinterlegt werden können und die dann als Timer fungiert. Die Mischverhältnisse und unterschiedlichen Kombinationen von Film und Entwickler lese ich auf der Webseite https://de.darkroom-solutions.com/cdc nach.
Porträts bei Available light und im Studio
Wenn ich mich auf Porträts bei Available Light vorbereite, packe ich Filme mit unterschiedlichen ISO-Werten ein, um auf die Lichtgegebenheiten vor Ort reagieren zu können. Außerdem ist ein Belichtungsmesser, meine Lieblingsobjektive (80mm, 120mm an der Pentacon Six bzw. an der Mamiya das 180mm Objektiv sowie die jeweilige Kamera dabei. Weitere Hilfsmittel verwendet ich nicht.
Im Studio sieht das Ganze schon anders aus. Ich habe fünf Blitzköpfe von Elinchrom (400Ws), diverse Lichtformer wie Octaboxen in verschiedenen Größen, quadratische Softbo- xen, zwei Striplights mit Waben, Reflektoren, einen Beauty-Dish, Abschatter, einen Belichtungsmesser, um die Blitze einzumessen, und einen weißen, schwarzen sowie dunkelgrauen Hintergrund.
Vorbereitung auf ein Shooting
In der Regel erarbeite ich im ersten Schritt ein Foto-Thema theoretisch. Im Moment ist es zum Beispiel das Thema ‚Faces‘. Ich kreiere zu jedem Thema eine Mindmap und erstelle ein Moodboard auf Pinterest, in der ich Bildideen und Bilder mit passenden Gesichts- ausdrücken abspeichere, die zum Projekt passen und die ich den Models zeigen kann. Meine Foto-Mädels suche ich nach dem jeweiligen Projekt aus. In der Regel finde ich sie über Instagram. Dort schreibe ich sie mit meiner Bildidee an und hoffe, dass der Auserwählten die Idee gefällt und ich eine Antwort bekomme.
Ich spreche vor dem Shooting intensiv mit dem Model.Es ist wichtig, ein vertrauensvolles Verhältnisaufzubauen. Nur so entstehen authentische, ehrlicheAufnahmen, die den Betrachter ansprechen.
Wer Interesse hat, dem kann ich die Mindmap gern auch zur Verfügung stellen.
Um die Models auf das Shooting einzustimmen, stelle ich eine Reihe an Fragen, die sie nicht beantworten müssen, aber die die Mädels in die gewünschte Stimmung bringen sollen. Fragen könnten zum Beispiel Folgende sein: Welche besonderen Augenblicke gibt es in deinem Leben? Gute, schlechte, überraschende Kindheitserinnerungen, Trennungen etc. Und manchmal ist das Vertrauen so groß, dass ich diese Geschichten auchtatsächlich erfahren darf. Das ist eine ganz besondere Ehre. Mit all den ehrlichen und authentischen Emotionen wirken die Bilder erst. Genau so möchte ich das haben.
Aus dem Interview mit der Fotoklassik möchte ich diesen Teil gern im Original wiedergeben
Aus dem Interview mit der PhotoKlassik übernommen:
PhotoKlassik: Die Models wirken sehr entspannt. Wie schaffen Sie es, dass sich die Person vor der Kamera wohlfühlt? Haben Sie weitere Tipps, um möglichst authentische Bildergebnisse zu erhalten?
ich: Ich spreche vor dem Shooting ganz viel mit den Models, habe echtes Interesse ander Person, dem Menschen, mit dem ich einen Nachmittag ver- bringe, gebe selbst Dinge von mir preis und baue so ein sehr vertrauensvolles Verhältnis auf. Das hat viel mit Empathie zu tun. Wir lachen viel, machen Spä- ße… Fotografieren und fotografiert werden soll Spaß machen. Nur wenn Vertrauen vorhanden ist, öffnet sich das Gegenüber und nur dann können emotionale Bilder entstehen.
PK: Geben Sie den Models Anweisungen?
ich: Anweisungen gebe ich sehr sparsam, eigentlich korrigiere ich nur. Ich achte auf die Augenstellung (nicht zu viel Weißes und nicht ins Leere gucken, die Mädels sollen sich einen Punkt suchen, auf den sie schauen), die Handstellung und die Körperhaltung. Ich gebe in der Regel keine Posen vor. Ansonsten lautet das Motto gucken, gucken, gucken und erst dann abdrücken.
PK: Worauf muss man bei solchen Porträts achten?
ich: Ich mag „Fensterlicht“ sehr. Es muss natürlich nicht zwingend ein Fenster da sein. Aber eineBrücke, eine überdachte Einfahrt, ein Tunneleingang oder ein Durchgang machen sich sehr gut. Das Licht ist wie bei einem Fenster sehr gerichtet und ichkann gut mit Licht und Schatten spielen. Dabei entstehen schöne Kontraste.
Die Herausforderung bei Fotos durch das Fenster liegt darin, die Spiegelung exakt durch gezielten Bildaufbau zu platzieren.
Aus dem Interview mit der PhotoKlassik übernommen:
PhotoKlassik: Welche Idee steht hinter diesen Bildern?
ich: Bei diesen Bildern stehen starke Emotionen im Vordergrund. Meist sollen sie Sehnsucht oder Unnahbarkeit darstellen. Diese Gefühle sollen durch die Spiegelungen in der Glasscheibe noch verstärkt werden.
PK: Was muss man bei solchen Fenster-Porträts beachten?
ich: Die erstenAufnahmen, die ich hinter einer Fensterscheibe gemacht habe, sind eher zufällig entstanden. Manches Mal laufe ich mit den Mädels einfach durch die Stadt und suche nach geeigneten Locations für meine Porträt-Idee. Zwischenzeitlich ist daraus ein kleines Dauerprojekt entstanden. Immer, wenn sich die Gelegenheit bei einem Shooting ergibt, mache ich ein Fensterbild. Sei es in einem Café, in dem wir sitzen. und ich vor die Tür gehe, ein Schaukasten oder eine Bahnhofstür. Es gibt unzählige Möglichkeiten, dieses Thema umzusetzen. Achten Sollte man nur auf die Lichtsetzung, dass die Spiegelungen im Sucher harmonisch wirken und der Fotograf nicht selbst auf dem Bild zu sehen ist.
Bei diesen Bildern stehen starke Emotionen im Vordergrund. Meist sollen sie Sehnsucht oder Unnahbarkeit ausdrücken.
Studio Portraits
„Rosenmädchen“.
Für dieses Studio-Porträt habe ich eine 120cm- Octabox mit Innen- und Außendiffusor als Hauptlicht und zwei Striplights für die Hintergrundausleuchtung verwendet.
Aus dem Interview mit der PhotoKlassik übernommen:
PhotoKlassik: Wie sieht hier das Licht-Setting aus?
ich: Benutzt habe ich eine 120cm-Octabox mit Innen- und Außendiffusor als Hauptlicht und zwei Striplights für die Hintergrundausleuchtung. Fotografiert habe ich mit der Pentacon Six TL, einem Ilford FP4 und dem 120mm-Objektiv.
Ich arbeite gern im Vorfeld mit der Software set.a.light 3D von elixxier Software. Hier kann man komplette und auch sehr komplexe Licht-Set-ups am Rechner simulieren. Es gibt viele unterschiedliche Models, man kann Kleidung aussuchen und so auch die eigentliche Bildidee vorher ausprobieren. Die entstandenen Bilder sind sehr realistisch. Die Software ist sehr leistungsfähig und zu einem erschwinglichen Preis in der Standardversion zu haben. Den Ausdruck mit dem Licht-Set-up kann man dann mit ins Studio nehmen und nachbauen. Ein sehr mächtiges Werkzeug.
Schaut Euch die Software gern an: https://www.elixxier.com
Im Bereich Community habt ihr die Möglichkeit Euch von anderen Nutzern mit Lichtsetups inspirieren zu lassen, diese zu testen und dann nachzubauen.
Vielleicht schriebe ich zu dieser Software noch einmal einen gesonderten Blogbeitrag….
Das Licht messe ich mit einem Belichtungsmesser im Studio ein. Eine andere Möglichkeit ist es, die Blitze einzeln einzuschalten, ein digitales Testbild zu machen und die Wirkung des einzelnen Blitzes zu überprüfen und erst zum Schluss alle Blitze einzuschalten und ein Testbild zu machen. Dann können Sie sicher sein, dass die Lichtwirkung Ihren Vorstellungen entspricht und Sie keine Überraschungen in der Dunkelkammer erleben.
Aus dem Interview mit der PhotoKlassik übernommen:
PhotoKlassik: Was ist die Bildaus- sage dieser Bildreihe?
ich: Bei der Serie mit Louise sollten emotionale Bilder entstehen, sie sollten Zerbrechlichkeit, aber auch Stärke zeigen. Wichtig dabei ist die ausdrucks- starke Mimik und Gestik des Models. Oftmals muss hier der Fotograf konkrete Anweisung geben. Hilfreich ist auch eine ruhige, gedämpfte Stimmung im Studio.
PK: Wie sieht hier das Licht-Set- ting aus?
ich: Bei diesen Bildern habe ich zwei Striplights mit Wabe als Zangenlicht verwendet. Man muss bei Low-key-Aufnahmen immer sehr auf die Pose achten, weil wenige Zentimeter, die sich das Model bewegt, die Schatten im Bild verändert. Fotografiert habe ich hier mit einem Fomapan 100 (ISO 100).
Der Originalartikel ist in der PhotoKlassik erschienen.
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